
Der Verlag Herder widmet sich religiösen und spirituellen Themen
Verlagsgründer ist der 1774 in Rottweil geborene Bartholomä Herder. Bereits als Student äußert er die Absicht, als „ein gelehrter Buchhändler“ tätig sein zu wollen. Ab 1798 verlegt er erste Bücher, im Jahr 1801 erhält Bartholomä vom Konstanzer Fürstbischof Karl Theodor von Dalberg die Berufung zum „Hofbuchhändler“. Im selben Jahr am 27. November gründet er in Meersburg am Bodensee den Verlag Herder. 1808 siedelt der Verlag nach Freiburg über. In der Universitätsstadt versucht Bartholomä nun sein Heil als „akademischer Buchhändler“. Er ist mehr aufgeklärter Unternehmer als theologischer Verleger, ihn beschäftigen der Fortschrittsgedanke und die Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche.
Verlag wird Sprachrohr des Katholizismus
1893 stirbt der Verlagsgründer, sein Sohn Benjamin übernimmt die Verlagsgeschäfte. Er zeichnet für die katholische Prägung von Herder verantwortlich, macht den Verlag in Zeiten des Kulturkampfs zwischen katholischer Kirche und Staat zur Stimme des neu erwachten katholischen Selbstbewusstseins. Wichtige theologische Schriften wie das erste „Kirchenlexikon“ erscheinen im Verlag Herder, aber beispielsweise auch das Nachschlagewerk „Conversations-Lexikon“, aus dem später der „Große Herder“ hervorgeht.
Nach dem Tod Benjamins im Jahr 1888 muss sein Sohn Hermann den Verlag durch eine von gesellschaftlichen, politischen und innerkirchlichen Turbulenzen geprägte Zeit führen. Er meistert die schwere Aufgabe und baut das Unternehmen wirtschaftlich aus. Benjamin verlegt unter anderem das spektakuläre Werk „Die Malereien der Katakomben Roms“ des Archäologen Joseph Wilpert, 1925 eröffnet Herder eigene Buchhandlungen in Barcelona und Rom.
1937 tritt Benjamins Schwiegersohn Theophil Herder-Dorneich an die Verlagsspitze – in der für den kirchlich ausgerichteten Verlag extrem heiklen Epoche des Nationalsozialismus. Mittels zahlreicher Verbote versucht das Regime, Herder auf die Publikation von Gebetsbüchern zu begrenzen. Im November 1944 geht das Freiburger Verlagsgebäude nach einem Bombenangriff in Flammen auf.
Inhaltliche Öffnung und Neuausrichtung
Nach Kriegsende stehen die Zeichen auf Neubeginn – auch inhaltlich. Die programmatischen Schwerpunkte sind künftig Weltoffenheit, Dialogbereitschaft und der ökumenische Gedanke. Theophils Sohn Herman geht den eingeschlagenen Weg weiter. Der Verlag und seine Autoren nutzen die Chancen, die das Zweite Vatikanische Konzil und die damit verbundene Öffnung der katholischen Kirche bieten, um konfessionelle Fesseln zu sprengen. Der Dialog mit der Moderne findet in allen Bereichen statt – von der Theologie über die Soziologie bis hin zur Vorschulpädagogik.
Der Blick geht gen Zukunft
Anfang der 1990er Jahre gerät der Verlag in große wirtschaftliche Schwierigkeiten. Manuel Herder, der als Vertreter der sechsten Herder-Generation 1999 die Verlagsleitung übernimmt, manövriert den Verlag wieder in ruhigeres Fahrwasser und rüstet ihn für die Zukunft – gemäß dem Verlagsmotto „Der Tradition verpflichtet – Der Zukunft zugewandt“. E-Books und Hörbüchen ziehen ins Verlagsprogramm ein, ein eigener Onlineshop wird aufgebaut. Auf die Zukunft ausgerichtet ist auch der Umzug der Publikumsverlage von Freiburg nach München im Juli 2014. Manuel Herder will mit diesem Schritt einen „bedeutenden Medienstandort“ erschließen.
Foto: Screenshot herder.de